DIE LEIDEN DES JUNGEN SCHÜLERS


»Das Schulhaus lag verlassen unter dem grauen Himmel.

Die Strohballen rollten in der Stille über den staubigen Schulhof.

Nichts rührte sich, die Bücher ertranken unter dem Schimmel.

Nur dieses alte Haus, das in Erinnerung an das verlorene Kindergelächter zu seufzen schien. Tage des Lehrens und Lernens hatte es schon nun so lange nicht mehr gesehen.«

Dystopie oder schon bald Wirklichkeit? Das sächsische Bildungssystem scheint im Moment seinen letzten Atemzug zu machen. Die neue Bildungsreform, die eigentlich zur Verbesserung der Notsituation an den Schulen Sachsens sorgen sollte, wirkt wie ein letztes Aufbäumen vor dem endgültigen Zusammenbruch.

 

Viele Schüler bemerken nicht einmal, welche Schwierigkeiten selbst das Humboldt hat, den Unterricht für alle normal weiterzuführen. Unsere Schule hat ihre Kapazitäten fast vollkommen ausgeschöpft. Aber es fehlen die Lehrer. Am Anfang des Schuljahres war noch nicht klar, wie viele Stunden Ethik und andere Fächer nicht unterrichtet werden konnten, weil man viele offenen Lehrstellen nicht besetzten konnte.

 

Zwar konnten fast alle Probleme gelöst werden, jedoch unter zahlreichen Stundenplanwechseln und harten Abstrichen.

 

Stunden oder gar komplette Fächer werden gestrichen, da sie als verzichtbar gelten. Beispielsweise wird ab diesem Jahr kein Erwachsen-Werden mehr unterrichtet, ein Fach, das zur individuellen Entfaltung und zum seelischen Wohlbefinden unserer Kleinsten beitragen sollte. Auch wird schon seit langem auf „Freiarbeit" verzichtet, was ebenso Selbstständigkeit und Selbsteinschätzung der Schüler fördert. Während bei den Montessori und Waldorf-Konzepten auf die Schüler geachtet wird und sie sich wirklich zu einem selbstständigen Menschen ausbilden können, verfolgen die staatlichen Schulen weiterhin das diktatorische Frontalunterricht-Prinzip.

Aber was bedeutet schon individuelle Entfaltung eines junge Menschen, wenn man dafür effizient und günstig gehorsame junge Menschen heranziehen kann? Man kann ja nicht alles haben, nicht wahr?

 

 

 

Wenn mich jemand fragen würde, ob ich gerne zur Schule gehe, kann ich leider nicht „ja" sagen. Aber das liegt nicht daran, dass ich nicht gerne etwas lerne, sondern, dass ich es hasse, wie ich gezwungen bin zu lernen. Der Stoff wird in überfüllten Einheiten und staubtrocken den überforderten Schülern übermittelt. Das Leben danach spielt keine Rolle, lieber wissen wie die Ablenksysteme einer Elektronenstrahlröhre funktionieren, als eine Steuererklärung schreiben zu können. Der Druck macht uns kaputt und fordert seinen Tribut. Doch wen interessiert es, wenn die Kinder über Leistungsdruck und Zukunftsangst klagen. „Warte erst ab bis du arbeitest! Die Schule ist nichts dagegen..." bekommt man nur zu hören.

 

Meine Hoffnung erlischt langsam, dass sich aus der Eigeninitiative unseres Landes etwas ändern könnte. Ob mal meine Kinder in diesem System lernen müssen, ist wohl zu bezweifeln, da es niemals so lange durchhalten wird. Es ist Zeit für eine komplette Überholung in Sachsens Schulen. Doch wird erst ein Zusammenbruch des Systems das Kultusministerium wachrütteln, wenn es schon die Selbstmordstatistiken nicht tun?